Selbst gewählte Flexibilität im Job macht Beschäftigte zufriedener, Flexibilitätsanforderungen des Unternehmens hingegen können stressen und krank machen. Das zeigt eine Studie.

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer möchten weniger Stunden pro Woche arbeiten. Das zeigt eine aktuelle Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Im Schnitt würden Beschäftigte am liebsten wöchentlich 34,4 Stunden arbeiten. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit hierzulande beträgt jedoch 38,4 Stunden – oder gar 43 Stunden, denn so lange arbeiten Vollzeitbeschäftigte im Schnitt tatsächlich.

Außerdem möchte rund die Hälfte (53 Prozent) aller abhängig Beschäftigten weniger als fünf Tage pro Woche arbeiten. Grundlage der Studie ist die BAuA-Arbeitszeitbefragung 2021, eine repräsentative Befragung von 20.192 Erwerbstätigen, davon ein Großteil abhängig Beschäftigte im Alter von 15 bis 65 Jahren.

Seit einigen Jahren haben mehr Beschäftigte als vorher die Möglichkeit, ihre Arbeitszeiten flexibel zu gestalten. Die Corona-Krise hat die Entwicklung zu mehr Flexibilität deutlich befördert: Mehr als ein Drittel der Befragten gibt an, die Arbeitszeiten deswegen häufiger als zuvor flexibel gestalten zu können. Weitere sieben Prozent hatten seit 2020 erstmalig zeitliche Flexibilitätsmöglichkeiten. Insgesamt kann derzeit fast die Hälfte der abhängig Erwerbstätigen Einfluss auf Arbeitsbeginn und -ende nehmen. Die Mehrheit kann beeinflussen, wann sie sich Stunden freinimmt und zwei Drittel können mitreden, wann sie sich Tage freinehmen oder Urlaub machen.

Die Studie zeigt, dass zeitliche Flexibilitätsmöglichkeiten mit einer besseren Gesundheit und einer höheren Zufriedenheit mit der Work-Life-Balance einhergehen. Dazu trägt allerdings auch eine Arbeitszeiterfassung bei: Bei fast der Hälfte der Beschäftigten (47 Prozent) wird die Arbeitszeit betrieblich erfasst und bei einem Drittel (32 Prozent) von den Beschäftigten selbst. Dies geht fast immer mit der Verbuchung auf einem Arbeitszeitkonto einher. Im Durchschnitt sind die Befragten mit Arbeitszeiterfassung zufriedener mit ihrer Work-Life-Balance als andere Beschäftigte.

Flexibilitätsanforderungen von Arbeitgebern und ständige Erreichbarkeit wirken sich negativ aus

Flexibilität hat jedoch nicht nur mit selbstgewählten Optionen zu tun, sondern ist oftmals mit Anforderungen seitens der Arbeitgeber verbunden. Jeder zehnte Befragte berichtet von häufigen betriebsbedingten Arbeitszeitänderungen, die oftmals sehr kurzfristig – beispielsweise am selben Tag oder am Vortag – kommuniziert werden.

Vier Prozent der Deutschen arbeiten auf Abruf, fünf Prozent leisten Bereitschaftsdienst und sechs Prozent haben Rufbereitschaft. Von gut einem Fünftel der Beschäftigten (22 Prozent) wird erwartet, auch außerhalb der Arbeitszeit erreichbar zu sein. Führungskräfte sind davon besonders betroffen. 13 Prozent der Befragten werden tatsächlich häufig im Privatleben kontaktiert, auch hier sind es vor allem Führungskräfte. Ein Sechstel der Erwerbstätigen (16 Prozent) berichtet, regelmäßig verkürzte Ruhezeiten von weniger als elf Stunden zu haben.

Flexibilitätsanforderungen, lange Arbeitszeiten, ständige Erreichbarkeit und verkürzte Ruhezeiten führen laut den Angaben der Studienteilnehmern und -teilnehmerinnen häufig zu einem schlechteren Gesundheitszustand und einer geringeren Zufriedenheit mit der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben. Zu den gesundheitlichen Beschwerden gehören vor allem Müdigkeit und mentale sowie körperliche Erschöpfung, Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit sowie Rücken- und Kreuzschmerzen.

Angesichts dieser Ergebnisse verwundert es nicht, dass mehr als die Hälfte der Beschäftigten weniger Wochenstunden arbeiten möchte. An Arbeitgeber richten die Studienautorinnen und -autoren den Appell, die zunehmenden Flexibilitätsspielräume nicht nur zu nutzen, sondern gesundheitsförderlich auszugestalten. Dies sei eine der zentralen zukünftigen Herausforderungen des Arbeitsschutzes.

Der vollständige Bericht “Arbeitszeitreport Deutschland: Ergebnisse der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2021” kann hier heruntergeladen werden.

Quelle: Personalwirtschaft.de

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