Verdoppelt sich der Gaspreis im Herbst, steigt die Inflation im kommenden Jahr um bis zu vier Prozentpunkte, zeigen Simulationen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Das kann auch zu Entlassungen führen.

Die Energiepreise sind im Juli erneut um mehr als 35 Prozent gestiegen. Eine soeben veröffentlichte Simulations-Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, was passiert, wenn sich der Gaspreis vom 2. Quartal auf das 3. Quartal dieses Jahres verdoppelt – ein Umstand, der den Studienautoren und -autorinnen bei den derzeitigen Preissteigerungen realistisch erscheint.

Im Detail sehen die Konsequenzen folgendermaßen aus: Die Inflation würde dieses Jahr um einen Prozentpunkt steigen und die Arbeitslosenquote würde sich um 0,1 Prozent erhöhen, das entspricht 30.000 Menschen. Im Jahr 2023 würden sogar 307.000 Erwerbstätige in Deutschland aufgrund der hohen Gaspreise und einem Anstieg der Inflation um fast vier Prozentpunkte ihren Job verlieren.

„Nicht einberechnet sind Auswirkungen von Produktionsausfällen, die dann einträten, wenn das Gas komplett ausbliebe“, sagt Studienautor Thomas Obst. Inwiefern es im Jahr 2023 zu einem von vielen Ökonomen vermuteten Aufschwung kommt, hänge davon ab, wie Deutschland mit der Drosselung der Gaslieferungen aus Russland zurechtkommt.

Durch Zinsanhebungen würden die Zentralbanken versuchen, die Inflation zwar einzudämmen. „Eine sofortige Wirkung ist aber nicht zu erwarten, da Zinspolitik erst mit mehreren Quartalen Verzögerung wirkt“, sagt Obst. Deutschland und seine wirtschaftlichen Akteure sollten deshalb selbst handeln und Maßnahmen wie etwa das Beziehen von Gas aus unterschiedlichen Ländern, Einsparungen beim Gasverbrauch sowie staatliche Entlastungspakete umsetzen. Das könnte die wirtschaftlichen Verluste der Unternehmen eingrenzen und vermeiden, dass Mitarbeitende entlassen werden müssen.

Laut des Statistikamts Eurostat liegt die Arbeitslosenquote derzeit in der Eurozone bei 6,6 Prozent. Das ist ein Rekordstand. Seit der Einführung des Euros 1999 war sie noch nie so niedrig. Eher das Gegenteil ist der Fall: Aktuell sind so viele Unternehmen wie noch nie seit dem Start der Konjunkturumfrage des ifo Instituts im Jahr 2009 vom Fachkräftemangel beeinträchtigt.

Die Modellsimulationen wurden mithilfe des Global Economic Models von Oxford Economics berechnet, das internationale Verbindungen zwischen Lieferketten und Branchen greifbar macht. Zur Studie.

Quelle: Personalwirtschaft.de

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