Diversität soll auch Einzug in die HR-Kommunikation erhalten. Personalerinnen und Personaler sehen einen Nutzen in der Gendersprache, empfinden die gendergerechten Begriffe aber zugleich als störend. Eine HR-Blue-Studie gibt Einblicke in den inneren Konflikt der Branche.

Die meisten Personalerinnen und Personaler sehen die Verwendung von Gendersprache in HR-Texten als nützlich an. Gleichzeitig empfinden sie die diversen Ausdrücke als störend für die Kommunikation. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage der Personalberatung HR-Blue (Unternehmensschreibweise: HRblue).

220 Menschen, die aus HR, der Personalberatung oder der Führungsebene stammen und überwiegend weiblich sind, wurden im Juni und Juli 2021 zum Thema befragt. Dabei gaben etwa 42 Prozent der Befragten an, die Gendersprache als teilweise notwendig zu sehen, rund 23 Prozent sagten, sie sei unbedingt nötig. Damit sprach sich die Mehrheit der Befragten dafür aus, die HR-Sprache gendergerechter werden zu lassen. Ein Drittel der Befragten geht zudem davon aus, dass sich die Gendersprache in HR-Texten durchsetzen wird.

82 Prozent der Umfrage-Teilnehmer verwenden eigenen Aussagen nach bereits eine gendergerechte Sprache, rund 6 Prozent derjenigen, die bisher auf gendern verzichtet haben, planen dies zukünftig zu tun. Zwölf Prozent haben sich gegen die Verwendung von angepassten Begriffen entschieden. Die Gründe der Verweigerer: Durch die Einführung der gendergerechten Ausdrücke würde die deutsche Sprache zerstört werden. Zudem gehe die Sprachdebatte an dem eigentlichen Problem vorbei und es gebe andere Maßnahmen, um eine Gleichberechtigung zu erzielen.

Am Markt und den Trends orientiert

Diejenigen Befragten, die eine Gendersprache bereits eingeführt haben, verwenden die gendergerechten Ausdrücke vor allem bei Stellenanzeigen (64 Prozent) sowie in Texten auf Karriereseiten oder bei der Kommunikation mit Mitarbeitenden (jeweils 50 Prozent). Die Mehrheit von ihnen hat sich eigenen Angaben nach dafür entschieden, weil man sich am Markt und den Trends orientieren wolle (56 Prozent). Gründe für die Einführung der Gendersprache seien zudem die Unterstützung von Werten und der Unternehmenskultur (53 Prozent), die Orientierung an der Zielgruppe, die sich eine solche Sprache wünsche (26 Prozent) und der Wunsch der jüngeren Generation nach Gendergerechtigkeit, die man ansprechen wolle (22 Prozent). Was die Schreibweise betrifft, haben sich die meisten Befragten für ein Gendersternchen oder die Kombination aus weiblicher und männlicher Schreibweise entschieden (jeweils 40 Prozent). Einen Doppelpunkt verwenden 15 Prozent, um jeden anzusprechen; den Unterstrich fünf Prozent der Befragten.

Die Lesbarkeit leidet

Obwohl die Gendersprache von der Mehrheit der Befragten verwendet und inhaltlich als relevant angesehen wird, ist sie vom Ausdruck her nicht beliebt. 52 Prozent der Umfrage-Teilnehmenden gaben an, die Gendersprache als eher störend oder sehr störend zu empfinden. Positiv bewerten nur 18 Prozent die Lesbarkeit der gendergerechten Formulierungen, 30 Prozent der Befragten haben eine neutrale Haltung dazu. Im gesprochenen Wort wird die Gendersprache als noch unangenehmer wahrgenommen.

„Die Studie zeigt, dass es nicht nur Meinungsunterschiede zwischen Personen gibt, sondern auch intrapersonelle Widersprüche und Zielkonflikte“, sagt Heike Gorges, Vorstand HR-Blue. „Inhaltlich wird die Gendersprache als wichtig angesehen, aber ihre Umsetzung als störend empfunden.“ In diesem Sinne sorgten sich auch viele Personalerinnen und Personaler um die Lesbarkeit und Erlernbarkeit der deutschen Sprache, wenn gendergerechte Begriffe darin Einzug erhielten.

Quelle: Personalwirtschaft.de

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