Der Deutsche Ethikrat hat in den vergangenen Monaten mögliche Auswirkungen digitaler Technologien auf das menschliche Selbstverständnis und Miteinander untersucht und daraus Empfehlungen für den Umgang mit KI entwickelt. Dabei steht vor allem ein Ratschlag im Zentrum: Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz muss die menschliche Entfaltung und die Bedingungen für ein verantwortliches Handeln erweitern und darf sie nicht vermindern.
Digitale Lösungen sollten deshalb laut Julian Nida-Rümelin, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrats, die menschliche Intelligenz, Verantwortung und Bewertung nicht ersetzen. Vielmehr sollten KI-Anwendungen den Menschen dabei helfen, diese drei Felder besser zu entwickeln und auszuüben. Wie das gelingen kann, müsse kontext-, anwendungs- und personenspezifisch entschieden werden.
Vertrauensverhältnisse schützen
Neben dieser generellen Empfehlung hat sich der Deutsche Ethikrat auch Handlungsratschläge für vier gesellschaftliche und wirtschaftliche Bereiche überlegt. So müsse in der Medizin sichergestellt sein, dass die Qualität der KI-Produkte selbst und auch die Qualität des Einsatzes von KI gesichert ist. Arbeitgeber sollten zudem vermeiden, dass Ärzte und Ärztinnen fachliche Kompetenzen verlieren, weil sie mit KI-Anwendungen arbeiten. Genauso gelte es, die Privatsphäre von Patientinnen und Patienten sowie das Vertrauensverhältnis zwischen allen Akteurinnen und Akteuren des Medizinwesens zu schützen, gleichzeitig aber eine intensivere Datennutzung für die medizinische Forschung zu ermöglichen. Zudem stellt der Ethikrat klar: Zu einem vollständigen Ersatz medizinischer Fachkräfte durch eine KI soll es nicht kommen.
Was den Lehrbereich und das Schulwesen betrifft, rät das Gremium dazu, KI nur so einzusetzen, wie sie auf grundlegende Bildungsvorstellungen einzahlt, und nur dort zu verwenden, wo sie nachweislich Kompetenzen und soziale Interaktion der Lernenden erweitert. Auch in diesem Bereich gelte es, die Privatsphäre der Menschen zu schützen, aber gleichzeitig die Persönlichkeitsbildung der Lernenden zu fördern.
Blindes Befolgen vermeiden
Für den Bereich öffentliche Kommunikation und Meinungsbildung empfiehlt der Deutsche Ethikrat, weitere Regeln zu finden, die die Auswahl und Moderation von Inhalten sowie die personalisierte Werbung und den Datenhandel rechtlich abstecken. Auch eine digitale Kommunikationsinfrastruktur in öffentlich-rechtlicher Verantwortung aufzubauen, könne hilfreich sein, um einen ethischen Umgang mit der KI in diesem Bereich zu gewährleisten.
Dass Mitarbeitende blind maschinelle Empfehlungen befolgen und es zu Diskriminierung kommt, könne laut dem Ethikrat in der öffentlichen Verwaltung zum Problem werden, wenn Beschäftigte verstärkt mit KI-Anwendungen arbeiten. Das gelte es zu vermeiden. Außerdem sei es in diesem Bereich wichtig, dass Einzelfallbetrachtungen sowie Einsichts- und Einspruchsrechte von Betroffenen gewährleistet werden.
Info: Der Deutsche Ethikrat ist ein unabhängiges Gremium. Seine 26 Mitglieder werden von der Präsidentin des Bundestags ernannt. Der Rat gibt Empfehlungen zu gesellschaftlich relevanten Themen – oftmals auch im Auftrag des Bundestags oder des Bundesrats. Der Deutsche Ethikrat soll die Öffentlichkeit über besagten Themenbereich informieren und die öffentliche Debatte dazu fördern.
Quelle: Personalwirtschaft.de