Unternehmen müssen ihre Mitarbeitenden stärker fort- und weiterbilden. Doch auch die Politik ist gefragt, um die Beschäftigungsfähigkeit der Belegschaften zu erhalten, zeigt eine Analyse.

Viele Betriebsräte halten die Weiterbildungsangebote ihrer Unternehmen nicht für ausreichend. Das zeigt eine neue Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, die auf einer Umfrage unter mehr als 2700 repräsentativ ausgewählten Betriebsräten basiert. Nur in jedem zweiten Betrieb bemüht sich der jeweilige Arbeitgeber laut Studie, die Beschäftigten für aktuelle Anforderungen zu qualifizieren. Nur knapp 43 Prozent der Unternehmen plant die Qualifizierung für zukünftige Anforderungen laut der Beschäftigtenvertreterinnen und -vertreter strategisch.

Das sei vor allem mit Blick auf die fortschreitende Digitalisierung und den rapiden Wandel der Arbeitswelt problematisch, sagen Serife Erol und Dr. Elke Ahlers vom WSI.

Die Expertinnen zeigen zudem einen Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Betriebsräten und dem Weiterbildungsangebot in Unternehmen auf: In Betrieben mit Betriebsrat werde mehr für Weiterbildung getan als in Betrieben ohne Mitarbeitervertretung. Etwa würden Arbeitgeber mit Betriebsräten mehr Weiterqualifizierungen anbieten und sich auch mehr Mitarbeitende an den Angeboten beteiligen. Insbesondere ältere, geringer qualifizierte oder befristet Beschäftigte haben  einen besseren Zugang zu Fort- und Weiterbildungen, wenn es einen Betriebsrat gibt. Zudem übernehmen die Arbeitgeber dann häufiger die Kosten für Weiterbildungen und sorgen für die nötigen Freistellungen.

Es mangelt an finanzieller Unterstützung

Doch auch in Betrieben mit Arbeitnehmervertretung gibt es laut dem WSI Verbesserungspotenziale in punkto Fort- und Weiterbildung: Lediglich knapp 48 Prozent der in einer Studie von Mitte bis Ende 2021 befragten rund 2700 Betriebsräte gaben an, der Arbeitgeber unterstütze Beschäftigte bei der Weiterbildung finanziell ausreichend. Und nur gut 38 Prozent erklärten, den Beschäftigten werde genug Zeit eingeräumt, um sich weiterbilden zu können.

Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse bewerten die WSI-Forscherinnen den Gesetzentwurf zur Stärkung der Aus- und Weiterbildungsförderung als wichtigen Schritt. Das darin vorgesehene Qualifizierungsgeld würde von Arbeitslosigkeit bedrohten Beschäftigten über einen teilweisen Entgeltersatz finanzielle Sicherheit bieten, während sie sich auf eine zukunftssichere Beschäftigung im gleichen Unternehmen weiterbilden. Bedauerlich sei jedoch, dass die ursprünglich vom Bundesarbeitsministerium angestrebte Bildungszeit nicht umgesetzt wird, weil es Widerstände in der Ampel-Koalition gab. Die Bildungszeit hätte dafür sorgen können, dass mehr Beschäftigte auch wirklich die nötige Zeit für Qualifizierungsmaßnahmen bekommen, so die Autorinnen der Analyse.

Die ganze Analyse des WSI – und mehr Studienergebnisse – finden Sie hier.

Quelle: Personalwirtschaft.de

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