In Zeiten, in denen viele Unternehmen über Rekrutierungsprobleme klagen, ist Weiterbildung ein wichtiges Attraktivitätsmerkmal, um neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen anzuziehen. Außerdem dienen entsprechende Angebote dazu, bestehendes Personal zu halten und gemäß der Qualifikationsbedürfnisse zu schulen.
Im Rahmen einer aktuellen Studie stimmten rund drei Viertel (73 Prozent) der befragten HR-Verantwortlichen der Aussage „Wenn wir nicht in Weiterbildung und berufliche Weiterentwicklung investieren, dann können wir die benötigten Talente nicht für uns gewinnen und an uns binden“ zu. Das ist ein Ergebnis des Learning & Development Monitors 2023, für den die europäische Lernplattform Studytube in Deutschland 693 HR-Verantwortliche, 452 Führungskräfte sowie 905 Mitarbeitende aus Unternehmen mit über 200 Beschäftigten befragt hat.
Weiterbildungsmotive: von Jobkompetenz bis Arbeitsmarktchancen
Gefragt nach den eigenen Motiven, an Weiterbildungsmaßnahmen teilzunehmen, antwortete fast die Hälfte der Führungskräfte (48 Prozent) und der Mitarbeitenden (45 Prozent), dass sie damit ihre Tätigkeit besser ausüben wollen. Etwa ein Drittel der Führungskräfte (35 Prozent) und Mitarbeitenden (34 Prozent) verspricht sich von der Teilnahme an betrieblicher Bildung, für den eigenen Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. Ein weiteres Drittel (32 Prozent) der Führungskräfte und vier von zehn Mitarbeitenden (39 Prozent) sind an Qualifizierungsmaßnahmen interessiert, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Das heißt, sie wollen für den Fall eines eventuellen Arbeitgeberwechsels vorbereitet sein. Laut der Studie handelt es sich um ein Paradoxon, dass Weiterbildung einerseits Beschäftigte binden soll, gleichzeitig aber ein Teil der Mitarbeitenden damit ihre Jobaussichten auf dem externen Arbeitsmarkt verbessern will. Allerdings ist es keine ungewöhnliche Erkenntnis, dass sich Weiterbildung und Weiterentwicklung für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sowohl firmenintern als -extern lohnen und Unternehmen vor Abwerbungen nicht gefeit sind.
Oft fehlt es an Zeit und Strategien für L&D
Trotz der hohen Bedeutung, die HR der Schulung und Entwicklung beimisst, sind 43 Prozent der Personalverantwortlichen der Meinung, dass in ihrem Unternehmen zu wenig Zeit in solche Maßnahmen investiert wird. Auch gibt jeder fünfte Befragte aus diesem Bereich an, dass im eigenen Betrieb keine klare Strategie für Learning and Development gibt. Außerdem sagt nur etwas mehr als jeder vierte HR-Verantwortliche (28 Prozent), die Weiterbildungsziele seien klar an die Unternehmensziele gebunden.
Ein Budget für L&D existiert zwar nach Aussage von 92 Prozent der HR-Befragten, doch von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ist dies lediglich 62 Prozent bekannt – offenbar sind die Kommunikationswege nicht ausreichend.
Führungskräfte werden bei der Weiterbildung bevorzugt
Auch was die Weiterbildung selbst betrifft, kommen Führungskräfte häufiger in den Genuss als der Rest der Belegschaft. So geben 54 Prozent der Führungskräfte an, über konkrete Lern- und Entwicklungsziele zu verfügen, während es bei den Befragten ohne Führungsverantwortung mit 40 Prozent deutlich weniger sind. Dazu kommt, dass 59 Prozent der Führungskräfte mindestens einmal im Quartal auf das Thema Learning & Development aufmerksam gemacht werden – gegenüber nur 29 Prozent bei den Mitarbeitenden. Im vergangenen Jahr haben die Befragten mit Führungsverantwortung im Schnitt 2,5-mal an kurzen Lehrgängen oder Kursen teilgenommen, während Mitarbeitende 1,9-mal in den Genuss kamen. An einer längeren Weiterbildung nehmen Führungskräfte durchschnittlich einmal pro Jahr teil und andere Beschäftigte lediglich einmal in fünf Jahren. Coaching nehmen Führungskräfte mehr als dreimal so viel wahr wie die restliche Belegschaft.
Die Studie kommt angesichts der Ergebnisse zu dem Schluss, dass sich die Verantwortlichen für Learning and Development hauptsächlich als Berater und Partner für Führungskräfte verstehen und andere Mitarbeitende zu kurz kommen. Gerade angesichts des Ziels, Personal zu gewinnen und zu binden, müssten alle Beschäftigten stärker in den Fokus betrieblicher Weiterbildung rücken. Daher werde es wichtiger, sie regelmäßig über Weiterbildungs- und Entwicklungsangebote zu informieren und ihnen diese verfügbar zu machen.
Quelle: Personalwirtschaft.de