Seit der Corona-Pandemie stehen viele Arbeitnehmer unter psychischem Druck. Die Umstellung auf das Homeoffice von Büroarbeitsplätzen ist nicht jedem leicht gefallen. Manche vermissen die soziale Interaktion mit den Kollegen, andere fühlen sich am heimischen Schreibtisch alleine gelassen und überfordert. Auch der Spagat zwischen Beruf und Familie führt zu einer Doppelbelastung. Hinzu kommen ein höherer Workload und die Sorge, dass die eigene Stelle vielleicht wegfallen könnte. Schließlich sind viele Unternehmen und Wirtschaftszweige durch die Corona-Krise mit Umsatzverlusten konfrontiert. Wer am Arbeitsplatz im Betrieb vor Ort ist, hat Hygienevorschriften zu beachten – seien es Abstandsregeln oder das Tragen eines Atemschutzes. Dennoch kann eine ständige Angst vor einer Infektion mit dem Corona-Virus herrschen. Das gilt auch für die Arbeitswege.
Symptome: körperliche und psychische Beeinträchtigungen
Wie Beschäftigte auf diese außergewöhnlichen Umstände im Arbeitsalltag reagieren, fällt ganz unterschiedlich aus. „Einige klagen über Kopfschmerzen und Schlafmangel, fühlen sich auch nach freien Tagen müde und ausgelaugt“, sagt Esin Taskan-Karamürsel, Leiterin des Sachgebiets Psyche und Gesundheit in der Arbeitswelt bei der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Neben körperlichen Symptomen zeigt sich oftmals auch die Psyche belastet. „Manchen Menschen fällt es schwer, nach dem Arbeitstag abzuschalten“, so die Expertin. „Sie wälzen auch nach Feierabend Probleme, fühlen sich ständig unter Druck und sind gegenüber Kolleginnen und Kollegen ungeduldig und reizbar.“ Einigen falle es schwer, sich zu konzentrieren und sie machen Flüchtigkeitsfehler. Auch fühlen sich manche den Herausforderungen ihrer Tätigkeit gegenüber ohnmächtig.
Psychische Belastung: Arbeitsbedingungen wirken sich aus
Schutzmaßnahmen wurden zu Beginn der Pandemie innerhalb kürzester Zeit ergriffen. Dabei ging es vorrangig darum, die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Neben dem Infektionsschutz gilt es ebenso, die psychische Gesundheit der Beschäftigten in der Krisensituation in den Blick zu nehmen. Die Gestaltung von Arbeitsbedingungen wirkt sich darauf aus, wie Mitarbeiter mit neuen Herausforderungen im Job umgehen. Eine Orientierung dazu bietet die Handlungshilfe „Psychische Belastung und Beanspruchung von Beschäftigten während der Coronavirus-Pandemie“ der DGUV. Sie stellt wesentliche Faktoren psychischer Belastungen dar, die Arbeitgeber bei der Beurteilung und Gestaltung von Arbeitsplätzen heranziehen können. In Abhängigkeit der jeweiligen Gefährdung führt die Handlungshilfe entsprechende Schutzmaßnahmen an.
Psychische Gesundheit: Vorbildfunktion von Führungskräften
Wichtig bei alledem ist es, der Vorbildfunktion gerecht zu werden. Das gilt insbesondere für die Führungskräfte. Zur Stärkung der psychischen Gesundheit im Team sollte sie als Vorbild dienen und mit gutem Beispiel vorangehen. „Menschen bleiben eher gesund, wenn sie ihre Arbeitssituation als verstehbar, handhabbar und sinnvoll begreifen“, sagt Taskan-Karamürsel. „Erst, wenn die Führungskraft selbst diese drei Aspekte für sich positiv beantworten kann, ist sie in der Lage, dies auch den Angestellten zu vermitteln.“ Unterstützungs- und Beratungsangebote des Unternehmens können darüber hinaus die psychische Gesundheit der Belegschaft stärken. Dazu zählen beispielsweise Seelsorger oder externe Kriseninterventionsteams.