Arbeiten lohnt sich – aber nicht für alle Menschen in Deutschland gleich. Das geht aus einer Studie des ifo-Instituts im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hervor. Benachteiligt sind unter anderem Geringverdienende sowie Zweitverdienende in Paarhaushalten, wenn sie eine Teilzeit- oder Vollzeitbeschäftigung aufnehmen. So landen viele Frauen in der Minijob-Falle.

Arbeiten lohnt sich – aber nicht für alle Menschen in Deutschland gleich. Das geht aus einer Studie des ifo-Instituts im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hervor. Benachteiligt sind unter anderem Geringverdienende sowie Zweitverdienende in Paarhaushalten, wenn sie eine Teilzeit- oder Vollzeitbeschäftigung aufnehmen. So landen viele Frauen in der Minijob-Falle.

Die Forscher haben verschiedene typische Haushaltskonstellationen daraufhin analysiert, wie viel Prozent des individuellen Bruttoeinkommens als Steuern, Abgaben und Transferentzug, also der Verringerung von Transferleistungen, vom Staat einbehalten werden. Insgesamt kommen sie zu dem Ergebnis, dass das Steuer- und Sozialversicherungssystem in Deutschland falsche Anreize setzt.

Verdient der Mann in einem Paarhaushalt beispielsweise 48.000 Euro brutto im Jahr, würde die Frau mit einem Minijob von etwa zehn Wochenstunden bei einem Stundenlohn von zehn Euro im Jahr 5.400 Euro ohne Abzüge hinzuverdienen. Nimmt sie stattdessen einen Teilzeitjob mit doppelter Wochenstundenanzahl bei gleichem Bruttostundenlohn an, verfügt die Familie nicht etwa über den doppelten Betrag zusätzlich. Tatsächlich blieben unter dem Strich nur 6.293 Euro.

Die falschen Anreize beträfen mehrheitlich Frauen: Von 7,6 Millionen Ehefrauen im Erwerbsalter hätten sechs Millionen ein geringeres Einkommen als der Mann. Sie litten als Zweitverdienerinnen darunter, dass bei der Aufnahme einer Teilzeit- oder Vollzeitbeschäftigung Einkommensteuer anfällt, die über dem üblichen Eingangssteuersatz liegt. „Grund dafür ist das Ehegattensplitting“, heißt es in der Studie weiter.

Noch stärker würden die Einkommen von Alleinerziehenden im Niedriglohnbereich belastet – und damit ebenfalls häufig die von Müttern. So rechne sich für Alleinerziehende mit zwei Kindern bereits eine Beschäftigung über einen Kleinstjob hinaus kaum. Am höchsten sei die Belastung im Niedriglohnsektor indes für Alleinstehende ohne Kinder: „Entscheiden sie sich für eine Vollzeitbeschäftigung, bleiben ihnen sogar nur 25 Prozent ihres Bruttoeinkommens.“ Daher plädieren die Studienautoren für eine Anpassung der Hinzuverdienstregelung, eine Einschränkung von Minijobs und eine Reform des Ehegattensplittings.

Dieser Beitrag wurde erstellt von David Schahinian.

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