Die Stimmung im HR-Tech-Markt bleibt gedämpft, doch die Branche sieht Licht am Horizont. KI und die fortschreitende Digitalisierung von zentralen HR-Prozessen gelten als Wachstumstreiber.

Die Stimmung im deutschsprachigen HR-Tech-Markt bleibt angespannt – doch es gibt Lichtblicke: Die Geschäftserwartungen steigen, KI gilt als Wachstumstreiber, zentrale HR-Prozesse werden mehr und mehr digitalisiert. Die aktuelle Konjunkturbefragung des HR-Tech-Beratungsunternehmens Worktech Advisory liefert deshalb überraschend optimistische Signale für die Zukunft einer Branche im Wandel.

Info:
Die HR-Tech-Konjunkturbefragung des Beratungsunternehmens Worktech Advisory wurde im Zeitraum vom 28. April bis 27. Mai 2025 durchgeführt. Befragt wurden rund 80 Anbieter von HR-Software im deutschsprachigen Raum, 38 davon haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt.

Die anonymisierte Online-Erhebung richtete sich an Geschäftsführende und Führungskräfte und erfasst Einschätzungen zu Geschäftslage, Auftragslage, Umsatzentwicklung, Auswirkungen von KI, Markthemmnissen sowie Investitions- und Personalplanungen. Die Studie wird seit 2015 regelmäßig erhoben und wurde in diesem Jahr erstmals unter der neuen Trägerschaft der Worktech Advisory fortgeführt. Der vollständige Ergebnisbericht ist kostenlos unter www.worktech-advisory.com erhältlich.

Geschäftsklima stagniert

Der Geschäftsklimaindex für den deutschsprachigen HR-Tech-Markt stagniert laut Befragung bei 42,1 Punkten und bleibt damit auf dem Niveau der vorherigen Herbstbefragung (42,6 Punkte). Eine gute Nachricht ist das nicht – aber auch keine Katastrophe: Während die aktuelle Geschäftslage von den teilnehmenden Unternehmen so schlecht bewertet wird wie noch nie seit Beginn der Erhebung (ebenfalls 42,1 Punkte, ein Rückgang von 9,7 Punkten), ziehen die Erwartungen für die Zukunft deutlich an – um beachtliche 8,8 Punkte.

Für Worktech-Advisory-Geschäftsführer Jens Bender ist das ein positives Signal: „Die Talsohle scheint erreicht. Trotz vergleichsweise schwacher Gegenwart glaubt die Branche fest an ihre eigene Innovationskraft und an weiter steigende HR-Budgets bei den Kunden.“ Diese Einschätzung stützt sich auf eine erfreuliche Zahl. 61 Prozent der Befragten rechnen im laufenden Jahr mit einem Umsatzplus von mehr als zehn Prozent.

KI verändert den HR-Tech-Markt tiefgreifend

Ein weiterer Hoffnungsschimmer: 42 Prozent der Anbieter berichten über höhere Auftragsbestände als im Vorjahr. Das zeigt, dass die Nachfrage nach HR-Technologien trotz Konjunkturflaute grundsätzlich intakt ist – auch wenn sich die Budgets in vielen Personalabteilungen derzeit eher vorsichtig entwickeln. Zumindest kurzfristig scheinen viele Anbieter ausreichend Projekte an Bord zu haben, um die schwache Marktstimmung auszusitzen.

Ein zentrales Thema der Befragung war Künstliche Intelligenz. Erstmals wurde erhoben, wie stark KI einzelne HR-Anwendungsbereiche verändert. Das Ergebnis: In manchen Feldern ist der Einfluss bereits heute massiv. In der Personalgewinnung etwa sehen 100 Prozent der Befragten sehr starke oder starke Auswirkungen. Auch in Analytics & Workforce Planning (92 Prozent) sowie im Corporate Learning (88 Prozent) gilt KI als wichtiger Innovationstreiber.

Zurück zu den Kernprozessen

Die befragten Managerinnen und Manager sehen speziell bei klassischen Kernanwendungen eine erhöhte Nachfrage nach Tech-Lösungen: Payroll, Zeiterfassung, Workforce Management und Analytics werden besonders häufig als Wachstumsbereiche genannt. Auch Tools zur Mitarbeitereinbindung – etwa zur Erfassung von Feedback oder der Unternehmenskultur – stehen hoch im Kurs.

Dagegen lässt die Nachfrage in politisch sensibleren Feldern wie Diversity oder Health & Wellbeing nach. Angesichts geopolitischer Verwerfungen und wirtschaftlicher Unsicherheiten scheinen viele Unternehmen den Fokus vermehrt auf funktionale und operative Prozesse zu legen, vermuten die Studienmacher und Studienmacherinnen.

Die größten Bremsklötze: Wettbewerb, Fachkräftemangel, Politik

Nach wie vor wird die Branche von strukturellen Herausforderungen ausgebremst. 2025 nennen die Teilnehmenden den intensiven Wettbewerb und den Fachkräftemangel als größte Hemmnisse für den Unternehmenserfolg. Erstmals liegen allerdings die politischen Rahmenbedingungen – etwa in Bezug auf Regulierung und Datenschutz – gleichauf. Offenbar empfinden viele Unternehmen den politischen Umgang mit der Digitalisierung und der Arbeitswelt als belastend oder unklar, heißt es in der Befragung.

Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheit zeigt sich die Branche in Teilen investitionsfreudig: Zwei Drittel der befragten Anbieter wollen im laufenden Jahr zusätzliche Mitarbeitende einstellen. Sechs von zehn planen zudem mit höheren Sachinvestitionen – ein Hinweis darauf, dass viele Unternehmen ihre Produkte oder Strukturen strategisch weiterentwickeln wollen, glauben die Studienmacher und Studienmacherinnen.

Auch preislich bewegt sich der Markt: Rund die Hälfte der Unternehmen hat 2025 bereits Preisanpassungen nach oben vorgenommen oder plant dies noch. Angesichts steigender Kosten, etwa für Personal und Technologie, ist das kaum überraschend.

Quelle: Personalwirtschaft.de

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