Nach dem Pilotprojekt Vier-Tage-Woche in Großbritannien steht fest: Ein Großteil der Unternehmen will das Arbeitszeitmodell fortführen und auch die Beschäftigten sind zufrieden.

Das Pilotprojekt Vier-Tage-Woche in Großbritannien war ein Erfolg: Mehr als 90 Prozent der Unternehmen, die daran teilgenommen haben, wollen das Arbeitszeitmodell entweder beibehalten oder planen eine Fortführung.

Bei der britischen Variante der Vier-Tage-Woche gilt die 100-80-100-Regel: Die Beschäftigten erhalten 100 Prozent ihres Gehalts für 80 Prozent der Zeit – laut diesem Modell wöchentlich vier Tage Arbeit – bei 100 Prozent der Arbeitsmenge, die sie weiterhin bewältigen müssen. Das Projekt führten die Non-Profit-Organisation 4 Day Week Global, die 4 Day Week Campaign und der Think-Tank Autonomy in verschiedenen Ländern wie Großbritannien, den USA und Irland durch. Die Ergebnisse aus Großbritannien sowie ein weltweiter Überblick hat die Organisation 4 Day Week Global nun veröffentlicht.

Am britischen Ableger des Projekts, der von Juni bis November des vergangenen Jahres lief, nahmen mehr als 60 Unternehmen und fast 3000 Mitarbeitende teil. Weltweit waren es 91 Firmen und 3500 Beschäftigte – der größte Anteil der Unternehmen, die bisher an dem Projekt teilnahmen, war britisch. In Großbritannien wollen 92 Prozent der Unternehmen die Vier-Tage-Woche auch nach dem Ende des Projekts fortführen; weltweit sind es fast genauso viele (91 Prozent). Von den fünf britischen Firmen, die nicht im Anschluss das neue Arbeitszeitmodell einführen, verlängern zwei die Testphase und drei pausieren das Projekt. Die Gründe, warum diese fünf Unternehmen das Modell nicht sofort übernehmen wollen, sind unklar.

Wie sind die Ergebnisse?

In der Testphase gab es einige interessante Erkenntnisse, die durch die Befragung von 70 Prozent der teilnehmenden Unternehmen aus Großbritannien gewonnen wurden. Die Firmen gaben der Erfahrung, die sie mit vier Tage Arbeit die Woche, gemacht haben, im Durchschnitt 8,3 von 10 Punkten. Produktivität und Performance innerhalb der Unternehmen erhielten durchschnittlich jeweils 7,5 von 10 Punkten.

Dazu fiel die Zahl der Mitarbeitenden, die während des Projekts Vier-Tage-Woche ihr Unternehmen verließen, um 57 Prozent. 15 Prozent der befragten Beschäftigten gaben an, dass sie auch bei mehr Lohn in einem neuen Job nicht zu fünf Tagen Arbeit die Woche zurückkehren würden.

Verbesserte Gesundheit und weniger Stress

Die Gründe liegen scheinbar unter anderem in der Verbesserung der mentalen und körperlichen Gesundheit und dem reduzierten Stress. 71 Prozent der Beschäftigten gaben an, weiter entfernt von einem Burnout zu sein als sie es vor dem Projekt waren. 93 Prozent waren weniger gestresst, 43 Prozent sahen eine Verbesserung ihrer psychischen und 37 Prozent ihrer körperlichen Gesundheit. Übrigens gelten diese Verbesserungen für Frauen mehr als Männer, denn die Mitarbeiterinnen profitierten in den Bereichen Burnout, Zufriedenheit mit Leben und Job, mentale Gesundheit und weniger Pendelzeit mehr als die Mitarbeiter.

Dahingegen gibt es ein Gebiet, in dem Männer durch das Pilotprojekt stärkere Veränderungen wahrnahmen als Frauen. Die Zeit, die sie mit Kinderbetreuung verbracht haben, ist im Vergleich doppelt so stark gestiegen wie die von Frauen (27 zu 13 Prozent). Dale Whelehan, CEO von 4 Day Week Global und Verhaltensforscher, kommentiert diese Entwicklung laut Mitteilung des Unternehmens: „Erfreulicherweise scheint sich die Belastung durch außerberufliche Pflichten auszugleichen.“ Grundsätzlich gaben beim Thema Care-Arbeit 60 Prozent aller teilnehmenden Beschäftigten an, dass es einfacher wurde, diese mit ihrer bezahlten Arbeit zu verbinden.

Quelle: Personalwirtschaft.de

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