Ausländische Talente beklagen die schleppende Digitalisierung und Visaverfahren sowie geringe Möglichkeiten, einen geeigneten Job zu finden. Verschlechtert haben sich die Bedingungen allerdings nicht.

Ausländische Talente können in Deutschland nur dabei helfen, den Fachkräftemangel zu verringern, wenn sie auch in die Bundesrepublik kommen wollen. Doch genau hier könnte ein Problem liegen. Wie der aktuelle Bericht „Indicators of Talent Attractiveness“ der OECD und Bertelsmann Stiftung zeigt, hat Deutschland als Arbeits- und Lebensort bei ausländischen hochqualifizierten Fachkräften, Gründerinnen und Unternehmern an Attraktivität verloren.

Lag die Bundesrepublik beim letzten Report 2019 für die ausländischen Fachkräfte noch auf Platz 12. von 38 OECD-Staaten, ist sie bis 2023 um drei Plätze auf Rang 15. gefallen. Das liege nicht etwa daran, dass sich die Bedingungen für ausländische Talente in Deutschland verschlechtert hätten, heißt es vonseiten der Studienverfasserinnen und -verfasser. Vielmehr habe sich die Situation in anderen Ländern verbessert.

Was kritisiert wird

Bemängelt werden in Deutschland weiterhin die geringen Chancen für hochqualifizierte Akademikerinnen und Akademiker, Jobs entsprechend ihres Kompetenzprofils zu finden. Zudem beklagen die ausländischen Talente eine „zögerliche Einbürgerungspraxis“ und eine schleppende Digitalisierung. Laut den Unternehmerinnen und Unternehmern mangelt es in der Bundesrepublik auch an einer gesellschaftlichen Akzeptanz von Migrantinnen und Migranten. Außerdem seien die Visaverfahren verbesserungsbedürftig – gerade auch, was ihre individuelle Ausrichtung an Einzelfälle angeht.

„Deutschland ist mittlerweile ein offenes und attraktives Land für qualifizierte Einwanderung“, sagt Ulrich Kober, Migrations-Experte der Bertelsmann Stiftung, trotz alledem. „Aber bei Visaerteilung, Digitalisierung, Einbürgerung oder im Umgang mit Vielfalt besteht Handlungsbedarf, wie der vergleichsweise geringe Zuzug von Fachkräften aus Drittstaaten und die Zurückhaltung der Unternehmen bei der Anwerbung im Ausland zeigen.“

InfoDie Bertelsmann-Stiftung hat gemeinsam mit der Industriestaaten-Organisation OECD für alle 38 Mitgliedsländer die Rahmenbedingungen untersucht, die ein Arbeitsland für qualifizierte Migrantinnen und Migranten attraktiv machen. Das seien die Qualität der beruflichen Chancen, Einkommen und Steuern, Zukunftsaussichten, Möglichkeiten für Familienmitglieder, das Kompetenzumfeld, Diversität und Lebensqualität. Auch untersucht wurden mögliche Hürden bei der Visaverteilung.

Quelle: Personalwirtschaft.de

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