Abwerbeversuche sind für viele Beschäftigte Alltag, ein Teil ist auch bereit zum Wechsel. Attraktiv macht einen neuen Job vor allem das Gehalt – aber auch der Bewerbungsprozess spielt eine Rolle.

Der Arbeitsmarkt ist weltweit in Bewegung wie selten. In Deutschland ist die Dynamik noch stärker ausgeprägt ist als im internationalen Durchschnitt. So bekommen hierzulande fast acht von zehn Beschäftigten (79 Prozent) mehrmals im Jahr ein neues Jobangebot, knapp die Hälfte (47 Prozent) sogar mindestens einmal im Monat. Das sind Ergebnisse der Studie „Decoding Global Talent – The Future of Recruitment“ der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) in Zusammenarbeit mit der Recruiting-Plattform Stepstone und The Network, ein internationales Netzwerk digitaler Jobplattformen. Für die Untersuchung wurden im August und September 2022 weltweit knapp 90.000 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aus 180 Nationen befragt, davon rund 4.200 in Deutschland. Global liegen die Zahlen mit 74 Prozent (mehrmals im Jahr) und 39 Prozent (mindestens monatlich) demnach etwas niedriger.

Angesichts der zahlreichen Abwerbeversuche erstaunt es nicht, dass sich zwei Drittel der deutschen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in einer guten Position sehen, wenn es um Vertragsverhandlungen gehen. Insgesamt am zuversichtlichsten geben sich Beschäftige im Finanzwesen, in der Wirtschaft und im Verkauf, während Arbeiter und Arbeiterinnen sowie Beschäftigte in gemeinnützigen Organisationen am wenigsten optimistisch sind. Insbesondere jene, die in den Bereichen IT, Digitaltechnik und anderen technischen Bereichen arbeiten, sind “sexy and they know it“, heißt es in der Studie. Sie sind es nämlich auch, die am häufigsten angefragt werden.

Wann ist ein Jobangebot attraktiv?

Die befragten Beschäftigten erhalten aber nicht nur häufig Stellenangebote, sondern viele sind auch selbst aktiv. In Deutschland sucht aktuell mehr als ein Drittel einen neuen Job, international liegt dieser Anteil sogar bei 42 Prozent. Weitere 46 Prozent hierzulande und 41 Prozent weltweit schauen sich zwar nicht von sich aus nach einem anderen Arbeitgeber um, wären aber bei einem attraktiven Angebot bereit, das Unternehmen zu wechseln.

Aber wann ist ein Angebot attraktiv? Auch das beantwortet die Studie: Bei einer Stellenausschreibung achten 42 Prozent der deutschen Befragten zuerst auf das Gehalt, während dies global nur 30 Prozent angeben. Auch wenn es um die konkrete Entscheidung für einen Job geht, ist die Bezahlung weltweit der wichtigste Faktor. In Deutschland sagen 29 Prozent, das Geld sei das ausschlaggebende Kriterium, während dies im internationalen Vergleich 21 Prozent angeben. An zweiter Stelle steht für deutsche Jobsuchende die Work Life Balance mit 22 Prozent (global 19 Prozent), gefolgt von Flexibilität hinsichtlich Arbeitsort und Arbeitszeiten mit 20 Prozent (international 14 Prozent).

Neben der Vergütung und anderen Kriterien spielt jedoch auch der Recruiting-Prozess eine gewichtige Rolle: Für fast drei Viertel der deutschen Befragten (71 Prozent) sind schlechte Erfahrungen im Bewerbungsprozess der wahrscheinlichste Grund, ein Jobangebot abzulehnen. Das ist weltweit der höchste Anteil: Im globalen Schnitt stellt dieser Faktor lediglich für rund die Hälfte der Kandidaten und Kandidatinnen (52 Prozent) das wesentliche Ablehnungsmotiv dar und in den USA lassen sich sogar nur 40 Prozent davon abschrecken. Angesichts der Befragungsergebnisse scheint es sich vor allem für deutsche Arbeitgeber zu lohnen, ihre Gehaltspolitik und ihre Recruiting-Prozesse einer Prüfung zu unterziehen.

(Quelle: personalwirtschaft.de)

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