Forscherinnen der Hans-Böckler-Stiftung und der Universität Bielefeld haben für ihre Arbeit Befragungsdaten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ausgewertet. Sie stammen aus der Zeit vor der Coronakrise und sind repräsentativ für Unternehmen in Deutschland mit mehr als 50 Beschäftigten. Es zeigte sich, dass Homeoffice die Identifikation mit dem Unternehmen stärken kann, wenn Arbeit und Privatleben sauber getrennt werden können. Verschwimmt die Grenze dagegen, sinkt die Bereitschaft, sich für den Arbeitgeber zu engagieren.
Konkret arbeiteten zum Zeitpunkt der Befragung knapp 16 Prozent aller Beschäftigten zumindest zeitweise von zu Hause aus. Ihre Identifikation mit dem Arbeitgeber fiel im Schnitt höher aus als bei Beschäftigten, die dazu keine Möglichkeit hatten. Im Detail gab es jedoch große Unterschiede. Bei der einen Hälfte verbesserte sich die Work-Life-Balance durch die Heimarbeit, was sich positiv auf ihre Motivation und die Verbindung zum Arbeitgeber auswirkte. Die anderen berichteten Gegenteiliges: Sie mussten ständig erreichbar sein oder hatten das Gefühl, besonders viel und lange arbeiten zu müssen, um zu beweisen, dass sie auch im Homeoffice produktiv sind. Darunter kann die Identifikation mit dem Unternehmen leiden.
Ob die Beschäftigten positive oder negative Erfahrungen im Homeoffice machen, hängt den Forscherinnen zufolge insgesamt eng mit den Arbeitsbeziehungen im Unternehmen zusammen. Sind diese von Fairness geprägt, haben Beschäftigte seltener das Gefühl von Entgrenzung. Ein Mangel an Fairness bewirkt das Gegenteil. Daraus folge, dass Unternehmen die Interessen der Beschäftigten in Bezug auf Homeoffice stärker berücksichtigen und ein vertrauenswürdiges und faires Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern fördern sollten. Entscheidend sei, dass beide Seiten davon profitieren.