Wird Homeoffice zur Dauereinrichtung, befürchten viele Führungskräfte, dass die Unternehmenskultur darunter leidet. Das zeigt eine Studie der Bertelsmann Stiftung. Sie wünschen sich eine schnelle Rückkehr ins Büro, müssen ihren Führungsstil aber so oder so überdenken.

Insgesamt hat die Stiftung gemeinsam mit der Universität Witten/Herdecke im Herbst 2020 mehr als 1.000 Führungskräfte befragt. Grundsätzlich haben sie kein Problem mit dem Homeoffice: Eine Mehrheit konnte dort keine geringere Produktivität ihrer Mitarbeitenden feststellen. 46,1 Prozent glaubten auch nicht, dass die Unternehmenskultur gelitten hätte. 27,1 Prozent bemerkten das hingegen schon. Dauerhaftes Arbeiten von zu Hause kann diese Tendenz verstärken. Zu den möglichen Gefahren zählen eine sinkende Identifikation mit dem Arbeitgeber oder dem Team und das Unterbleiben notwendiger Abstimmungsprozesse.

„Damit die Kontakte und Kooperation nicht verloren gehen, gilt es, sowohl aufgabenbezogene als auch beziehungsorientierte Anlässe zu schaffen, um sich untereinander auszutauschen“, heißt es bei der Stiftung. Ein vollwertiger Ersatz sind sie aber nicht: 43,2 Prozent der Führungskräfte sagten, dass sie selbst und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter baldmöglichst wieder primär im Büro arbeiten möchten.

Auf der einen Seite stehen die Vorteile des Homeoffice wie eine verbesserte Work-Life-Balance und geringere Wegzeiten. Auf der anderen Seite sprechen technische Probleme und die fehlende soziale Nähe sowie der Verlust von Informationen dagegen. Bei der Aussage, dass man weniger mitbekommt, woran gearbeitet wird, stimmte ein gutes Drittel der Führungskräfte zu – und ein gutes Drittel nicht.

Da die Rückkehr ins Büro für viele noch einige Zeit auf sich warten lassen dürfte, müssen Vorgesetzte eine neue Führungsrolle finden, schreiben die Autoren. Gefragt sei eine vermittelnde Führungskraft. Sie sollte Anlässe schaffen, die neue Arbeitsweise gemeinsam zu gestalten. Auch HR werde neue Wege beschreiten müssen, da viele Maßnahmen aus der analogen Welt nicht eins zu eins auf eine digitale Arbeitswelt übertragbar seien. Das gelte etwa für die Mitarbeiterbeurteilungen bei mobiler Arbeit, die Bewertung von Arbeitszeiten und die Schaffung von Begegnungsräumen, um einer Spaltung der Belegschaften vorzubeugen.

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